Die Blutwurz - unsere ergiebigste deutsche Gerbstoffdroge!
Ihr fragt euch bestimmt, wie ich auf die kleine, recht unscheinbare Blutwurz komme?
Das kam über einen kleinen Umweg. Mein Mann ist leider vor einigen Monaten an Colitis Ulcerosa (einer chronisch-entzündliche Darmerkrankung) erkrankt.
Nachdem die ganze herkömmliche medizinische Therapie (Cortison etc.) nicht wirklich etwas gebracht hat, darf ich mich jetzt „austoben“ ;-).
Neben einigen anderen Mitteln, erhoffe ich mir ganz viel von der kleinen Blutwurz.
Zeit, sie uns einmal genauer anzuschauen:
Der wohl bekannteste Name, den die Blutwurz noch hat, ist Tormentill. Aber auch Bauchwehkraut und Rotwurzel wird es genannt.
Sie ist eng verwandt mit dem Gänsefingerkraut und dem Fünffingerkraut. Anders als diese beiden mit jeweils 5 Blütenblättern, hat die Blutwurz davon nur 4.
Die Blutwurz wächst bevorzugt auf mageren Böden, Mooren, Heiden und lichten Wäldern.
Verwendet wird der im Frühjahr (März-April) oder Herbst (September-Oktober) gesammelte Wurzelstock.
Dieser färbt sich bei der Verletzung und in Kontakt mit der Luft innen rot. Das kann man schön auf meinem Foto erkennen.
Im Gattungsnamen „Potentilla“ steckt das lateinische „potentia“ für die Macht. Denn bereits in sehr frühen Zeiten trug man die mächtige Blutwurz in Amuletten, um Schutz vor schlechten und bösen Einflüssen zu haben.
Auch Lonicerus beschrieb vor fast 500 Jahren die Wirkung der Blutwurz bei entzündlichen Darmerkrankungen.
Im 16. Jahrhundert, zu Zeiten der Pest, entstand der Vers:
Braucht Bibernell und Tormentill,
so wird der Tod bald stehen still.
Daran kann man erkennen, wie wichtig die Blutwurz von jeher in der Naturheilkunde war. Schon Paracelsus, Pfarrer Kneipp und sogar Hildegard von Bingen wussten, wie heilkräftig die Blutwurz ist und setzen sie in vielen Bereichen wirkungsvoll ein.
Paracelsus schätze die Blutwurz als die beste blutstillende Wurzel. Kneipp versuchte sich mit der Tormentill an der Gelbsucht. Und Hildegard von Bingen empfahl die Blutwurz gegen Fieber, das von schlechtem Essen kommt. „Fieber“ war in der damaligen Zeit jedoch nicht unbedingt das Fieber, das wir kennen. Vielmehr war Unwohlsein gemeint, im weiteren Sinne also z. B. Durchfall aufgrund schlechten Essens.
Sogar als Zahnpasta-Ersatz bzw. zum Zahnreinigen wurde die Blutwurz früher verwendet.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind in erster Linie Gerbstoffe, Flavonoide und Triterpene.
Gerade der Gerbstoffgehalt ist enorm hoch …mit bis zu 22% werden wir kaum eine einheimische Pflanze finden, die hier mithalten kann.
Genau wegen diesem hohen Gerbstoffgehalt wird Tormentill innerlich bei Magen-Darm-Erkrankungen/-entzündungen und Durchfall und äußerlich bei schlecht heilenden Wunden, Erfrierungen, Verbrennungen, Nasenbluten und auch Hämorrhoiden eingesetzt.
Auch bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut kann man gut mit der Blutwurz behandeln.
Nicht die klassischen Einsatzgebiete, aber doch auch einen Versuch wert, sind:
Leberleiden, Gicht und Stirnhöhlenentzündungen.
Ebenso kann die Pflanze z. B. eine zu starke Menstruation hemmen. Hier sollte aber natürlich noch Rücksprache mit dem Gynäkologen gehalten werden.
Die Gerbstoffe machen die obersten Hautschichten unempfindlich gegen äußere Reize, das bedeutet, dass der Eintritt von Krankheitserregern über die Haut und Schleimhäute vermindert werden kann. Deshalb ist die Blutwurz gerade bei Durchfällen so enorm wertvoll, denn sie dichtet auch die Darmschleimhaut ab. Damit können die Darmbakterien sich weniger gut ansiedeln und vermehren.
Wichtig zu wissen ist, dass die Blutwurz aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts bei empfindlichen Menschen Magenbeschwerden und sogar Erbrechen auslösen kann.
Um die Gerbstoffe wirklich zu „fühlen“ gibt es ein tolles Experiment nach Ursel Bühring, das sogenannte Lederhaut-Experiment:
Man bereitet einen starken Schwarztee zu und lässt ihn 15 Minuten ziehen. Anschließend den Tee soweit abkühlen lassen, dass man hineinfassen kann.
Wenn man dann einen Finger für ca. 3 – 4 Minuten in diesem Tee belässt, kann man im Anschluss die Gerbstoffe fühlen.
Die Haut fühlt sich eher trocken an, ist zusammengezogen und mit einer Art „Membran“ überzogen.
Manchmal kann man sogar ein leichtes Taubheitsgefühl spüren.
Man sollte die getrocknete Blutwurz nicht länger als ein Jahr lagern, da sie dann ihre heilenden Eigenschaften sehr schnell verliert.
Die Anwendung als Pulver scheint besonders wirksam, da die Gerbstoffe langsamer freigesetzt werden und auch tiefere Darmabschnitte erreichen.
Das ist mein Ansatz für die Colitis Ulcerosa meines Mannes …nach nun mittlerweile ca. 8 Monaten kann ich sagen, dass der Erfolg durchschlagend war. Die Durchfälle hörten fast sofort mit Beginn der Einnahme auf und zusammen mit Fischöl und Weihrauchkapseln hat er mittlerweile keinerlei Entzündungswerte mehr.
Wie soll man nun die Blutwurz zusammenfassend beschreiben?
Kleine Pflanze- große Wirkung …probiert´s doch einfach mal mal aus!
Habt ihr schon Erfahrungen mit der Blutwurz gemacht? Dann freu ich mich über eure Erzählungen.